Ich will was sagen, aber es kommt nicht raus - Wenn dein Teenager innerlich laut, aber äusserlich still ist
- Alexandra Zaugg
- 16. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Du spürst, dass dein Kind etwas auf dem Herzen hat. Aber es kommt nichts. Kein Gespräch, keine Erklärung. Nur Schweigen, Schulterzucken, ein abwesender Blick – und vielleicht ein „Lass mich“ oder „Ist nichts“.

Für viele Eltern fühlt sich das an wie eine Mauer.Frust. Ohnmacht. Und oft auch Selbstzweifel:„Was mache ich falsch?“„Warum redet er/sie nicht mit mir?“„Wieso blockt er/sie so ab?“
Wenn du das kennst: Du bist nicht allein.
Willkommen in der Welt der Jugendlichen – 2025
Jugendliche heute wachsen in einer Welt auf, die sie ständig mit Informationen überflutet, aber kaum Raum für echten Ausdruck lässt.
Sie sind ständig online – in Kontakt, aber nicht verbunden.
Sie scrollen durch perfekte Leben – und fühlen sich gleichzeitig klein und überfordert.
Sie sind voller Emotionen – aber oft ohne Worte dafür.
In meiner Arbeit mit Jugendlichen höre ich immer wieder Sätze wie:
„Ich weiss nicht, wie ich sagen soll, was in mir abgeht.“
„Es versteht mich ja sowieso niemand.“
„Wenn ich ehrlich bin, fühl ich mich einfach leer.“
Und genau da liegt der Knackpunkt: Es ist nicht, dass sie nichts fühlen.
Oft fühlen sie zu viel auf einmal. Aber sie haben nie gelernt, diese Wucht in Worte zu bringen.
Was Jugendliche blockiert
Viele Jugendliche haben nicht gelernt, über Gefühle zu sprechen. Nicht, weil sie faul, stur oder unwillig wären. Sondern weil ihnen etwas fehlt:
Sichere Räume, wo sie sich zeigen dürfen, ohne bewertet zu werden.
Begriffe für das, was innerlich passiert.
Erfahrungen, dass echtes Reden entlastet – statt zu verunsichern.
Dazu kommt: Viele von ihnen tragen Themen mit sich herum, die sie selbst kaum fassen können.
→ Selbstzweifel.
→ Druck, irgendwo dazugehören zu müssen.
→ Angst, zu versagen.
→ Komplette Überforderung
→ Fragen zur eigenen Identität, Sexualität, dem Sinn von allem.
All das brodelt innerlich – aber sie haben keinen Zugang zur Sprache dafür.
Das erzeugt genau dieses Verhalten, das Eltern oft hilflos macht:
Rückzug. Gereiztheit. Distanz. Sprachlosigkeit.
Was du als Elternteil tun kannst
Auch wenn es sich so anfühlt – du bist nicht machtlos.
Du kannst nicht zwingen, dass dein Kind redet. Aber du kannst die Voraussetzungen schaffen, dass es vielleicht irgendwann will.
👉 Weniger Druck – mehr Präsenz. Versuche nicht, ständig „das Gespräch“ zu erzwingen. Zeig lieber, dass du da bist – ohne Bedingungen.
👉 Lass Gefühle stehen – auch wenn du sie nicht verstehst. Wenn dein Kind sich öffnet, auch nur ein bisschen: hör zu. Ohne gleich zu korrigieren, zu analysieren oder Lösungen zu bringen.
👉 Reflektiere deinen Umgang mit Emotionen. Wie gehst du mit Stress um? Mit Wut, mit Unsicherheit, mit Angst?Jugendliche orientieren sich unbewusst an dem, was sie zu Hause erleben.
Und wenn es einfach nicht geht?
Dann hilft oft ein geschützter Raum von aussen. Ein Ort, wo dein Kind nicht bewertet wird. Wo es nicht funktionieren muss. Sondern einfach sein darf. Mit allem, was gerade schwer, chaotisch, laut oder leer ist.
Genau das biete ich bei Härzwäg. In Einzelsettings – oder gemeinsam mit Eltern. Nicht als klassische Therapie. Sondern als echtes Gespräch. Direkt. Klar. Ohne Druck.
Manchmal ist es ein Satz, der den Knoten löst. Manchmal ist es die Stille dazwischen. Aber immer geht es darum, dass Jugendliche lernen, sich wieder zu spüren – und dann langsam, Schritt für Schritt, auch auszudrücken.
Wenn du merkst, dass dein Kind feststeckt – melde dich. Ich höre zu. Euch beiden.
Alexandra Zaugg, Coach für Jugendliche & Eltern, Härzwäg
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