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So viel im Kopf – so leer im Herz. Wie Reizüberflutung unsere Jugendlichen innerlich ausbrennen lässt

  • Autorenbild: Alexandra Zaugg
    Alexandra Zaugg
  • 9. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 16. Juni


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Kennst du dieses Gefühl, wenn dein Kind „alles gleichzeitig“ tut – und trotzdem innerlich wie abwesend wirkt?


  • Hausaufgaben offen, gleichzeitig TikTok am Handy.

  • Zwei Chats laufen parallel.

  • Netflix-Serie läuft weiter.

  • Irgendwo in der Ecke liegt noch die Gitarre, die schon lange nicht mehr berührt wurde.


Viel los. Immer. Und gleichzeitig ist da: nichts.

Leere. Gereiztheit. Keine Energie. Keine Lust. Kein echter Kontakt.


Als Elternteil fragst du dich vielleicht:

„Wie kann mein Kind so müde und gleichzeitig so unruhig sein?“
„Warum ist da kein Feuer mehr, keine Freude, kein echtes Gespräch?“
„Was ist los – und was kann ich tun?“

Willkommen in der Welt der Dauerbeschallung


Jugendliche wachsen heute in einer Welt auf, die sie nie in Ruhe lässt.

  • Push-Nachrichten.

  • Likes.

  • Gruppen-Chats.

  • Trends, Challenges, Vergleiche.

  • Und immer das Gefühl, etwas zu verpassen – oder nicht zu genügen.


Ihr Nervensystem ist im Dauerfeuer. Sie sind immer verfügbar, immer online, immer abgelenkt – aber innerlich erschöpft.


Was dabei oft entsteht, ist ein Zustand, den viele Eltern nicht auf den ersten Blick erkennen: Überstimulierter Rückzug.

Von aussen wirkt dein Kind nur „faul“ oder „unmotiviert“. Aber innen tobt ein Sturm.


Die Mischung, die krank macht: Reizflut + Sprachlosigkeit


Viele Jugendliche sind heute in einem Teufelskreis gefangen:

  1. Zu viele Eindrücke – ständig verfügbar, immer verglichen, nie „genug“.

  2. Zu wenig Ausdruck – keine Worte für das, was innerlich passiert.

  3. Zu wenig echte Verbindung – alles ist „sozial“, aber nichts ist tief.


Die Folge ist innere Leere, die sich wie Stillstand anfühlt. Und das kann schnell kippen:

→ In Schlafprobleme.

→ In Wutausbrüche oder kompletten Rückzug.

→ In Selbstzweifel, Druck, Sinnlosigkeit.


Was dabei im Gehirn passiert


Neurobiologisch gesehen sind Jugendliche in einer hochsensiblen Phase. Das Gehirn sortiert, bewertet, lernt. Es sucht Sicherheit, Zugehörigkeit, Orientierung.

Wenn es aber keine Pausen bekommt, sondern ständig „ballert“, kann es nicht mehr verarbeiten. Der Körper reagiert mit innerer Spannung, Gereiztheit, Abwehr, Erschöpfung. Das nennt man: emotionale Überladung bei gleichzeitiger Entkopplung vom Gefühl.

Oder einfacher gesagt: So viel im Kopf – so wenig im Herz.


Was Jugendliche jetzt brauchen


Sie brauchen Raum. Nicht mehr „Tipps“, mehr Struktur oder To-do-Listen. Sondern echte Räume.

→ Für Pausen.

→ Für Klarheit.

→ Für echte Gespräche – ohne Druck.

Sie brauchen Erwachsene, die nicht sofort bewerten, sondern zuhören. Die verstehen, dass hinter „Null Bock“ oft ein „Ich bin überfordert“ steckt. Die nicht alles regeln wollen – aber da sind. Standhaft. Klar. Mit Herz.


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Was du als Elternteil konkret tun kannst


Reduziere Reizquellen im Alltag – nicht mit Strafen, sondern mit Absprachen. Ein gemeinsames „Offline-Fenster“ am Abend. Handy-freie Mahlzeiten. Keine Bildschirmzeit direkt vorm Schlafen.


Mehr dazu im Artikel:




Sei ansprechbar – aber nicht aufdringlich. Viele Jugendliche kommen nicht, wenn man sie ruft – sondern wenn man sie lässt. Halte die Tür offen – und dein Herz auch.


Hol dir Unterstützung, bevor’s kracht. Du musst das nicht allein lösen. Oft hilft ein Blick von außen. Jemand, der dein Kind abholt, wo es gerade steht – und der auch dir als Mutter oder Vater Orientierung gibt.


Härzwäg – Raum für echte Begegnung


In meinen Coachings mit Jugendlichen (und oft auch mit Eltern) schaffen wir genau diesen Raum.


Nicht erzieherisch. Nicht belehrend. Sondern klar, ehrlich, offen.


Wir sortieren, was gerade zu viel ist. Wir schauen, was fehlt. Und wir finden gemeinsam Wege, wie dein Kind sich selbst wieder spüren kann – ohne dauernd abgelenkt oder überfordert zu sein.


Weil echte Veränderung nicht mit Regeln beginnt – sondern mit Beziehung.

Wenn du spürst, dass dein Kind gerade innerlich „voll und leer zugleich“ ist: Melde dich. Ich bin da.


Alexandra Zaugg, Coach für Jugendliche & Eltern, Härzwäg – Bern

 
 
 

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